Ehô, die Allträumerin, träumte einen Traum und verwandelte diesen in die Weiten des Himmels und in die unzähligen Sterne darin. Diese Sterne sollten den Menschen dazu dienen die rechten Wege auf dieser Welt und in der Nächsten zu finden.
Ehô, die Sonnengebärerin, trug in sich ein Äon die Sonne und gebar diese, damit der Himmel erhellt werden möge und die Menschen ihre Schöpfung bestaunen können.
Ehô, die Weltenschöpferin, knüpfte einen großen, runden Teppich und warf ihn in den Weiten des Alls aus. Darauf sollten die Menschen wandeln und leben.
Ehô, die Fürsorgliche, erschuf die Hijrpar, welche den Auftrag hatten über die Schöpfung zu wachen und uns zu lehren wie wir ein gutes Leben führen können.
Zuletzt schuf Ehô uns, die Menschen dieser Welt.
Der Weltenteppich aber bekam von den Hijrpar den Namen Caldirha, weil er voller Wunder ist.
Dann formten die Hijrpar diesen Teppich zu einer bewohnbaren Welt für all die Geschöpfe Ehôs und für uns.
Die Tränen Ehô, die sie wegen der Schmerzen vergoss, als sie die Sonne gebar wurden zu dem Wasser der Meere, der Seen und Flüsse. Ihr Schweiß zu dem Tau des Morgens und den Tropfen des Regens und ihr Atem zu dem Wind des Tages und ihr Wehgeschrei zum Tosen des Meeres.
Die Knoten des Teppichs wurden zu den Inseln unserer Königreiche im Osten und der Saum zu Arberia im äußersten Westen Caldiras.
Dies lernte Inaccâh, die erste unseres Volkes von Shama, einer der mächtigsten unter den Hijrpar. Sie erklärte Inaccâh vieles in Form von Bildern, wie man es auch bei Kindern tut. Vieles mag tatsächlich anders sein, aber der Kern ist dennoch wahr.
Außerdem erklärte Shama, dass die Inseln der Meere unsere Heimat sein sollten und sie für unser aller Wohl sorgen würde, solange wir uns an den Bund mit ihr halten würden. Unser Volk solle den geraden Weg Ehôs gehen und nicht den Verlockungen M’Shodos erliegen.
Die Priester und Gelehrten machten sich Gedanken und mit der Zeit wurden die Bilder, welche Shama verwendet hatte um uns Caldirha zu erklären zu unumstößlichen Gesetzen, wie die Welt zu sein hat. Jeder, der es wagte diese Gesetze oder das Weltbild der Gelehrten anzuzweifeln wurde als Ketzer verbannt.
So wurde das Weltbild der Menschen und ihre Vorstellungen vom Wesen Caldirhas bis zum heutigen Tag geformt:
Die beiden Reiche der Menschen, Palanthos und Aijos liegen im Zentrum des Weltenteppichs, umgeben von unendlich weiten Ozeanen. Über die westliche Hälfte herrscht Aijos und im Osten gilt das Wort der Herrscher von Palathos.
Im äußersten Westen wird der Ozean durch das sagenhafte Arberia begrenzt. Einem Land, das sich vom hohen Norden bis weit in den Süden erstreckt. Arberia wiederum endet noch weiter im Westen am Carh Sibith, dem Westgebirge. Die Gipfel dieses Gebirges reichen bis zu den Sternen des Himmels, so dass sich dort die Milch der Sterne sammelt und in drei mächtigen Strömen zuerst Arberia durchströmt und dann unablässig das Meer speist. Im Osten dann stürzen die Wassermassen über den Rand in einem unbeschreiblichen Wasserfall.
Tief in einem der letzten, schattigen Täler des Carh Sibith befindet sich eine riesige Höhle. Sie reicht so weit in den Berg hinein, dass man bis zum Rodesh, der düsteren Seite der Totenwelt, gelangen kann. Auf endlos erscheinenden Treppenschluchten führt der Weg dort hinab.
Die Toten, welche böse Taten vollbracht haben, werden dort von Seelengräbern erwartet und hinabgeführt.
Wer im Leben Gutes getan und erreicht hat, sich an den Bund mit Shama gehalten, der wird auf seinem Sterbebett nicht von Seelengräbern erwartet, sondern von den Kindern Shamas. Diese bringen die Toten über das Meer ins Lycijn.
Die Totenwelt ist eine zweite Scheibe, die sich unterhalb der ersten befindet. Das Lycijn wird von der aufgehenden Sonne beschienen, während Rodesh im ewigen Schatten der Westberge liegt.