Dies ist eine Story zu Epirus, ein griechisch-hellenistisch geprägtes Land mit ein paar illyrischen Elementen. Der große König Pyrrhus ist gerade geschlagen aus Italien zurückgekehrt. Besonderheit sind Söldnerelefanten und Molosser-Kriegshunde, ansonsten ähnlich Makedonien Kriegsführung vor allem mit Phalanxen und schneller Schockkavallerie.
Noch hing der Geruch der verbrannten Opfertiere in der Luft, als das königliche Gefolge zurückblieb und der große Pyrrhus und seine beiden Söhne den heiligen Eichenhain betraten. Durch die Großzügigkeit des Königs waren ringsum prachtvolle Tempel und Verwaltungsgebäude emporgewachsen, doch immer noch war der Hain der heiligste Ort des berühmten Orakels. Pyrrhus, König der Molosser und Hegemon der epirotischen Symmachie, glich nicht mehr dem jugendlichen Alexander, wie die Schmeichler ihn einst nannten, die Mühen und Kämpfe langer Jahre hatten harte Linien in sein Gesicht gegraben, doch nur wenige Strähnen von grau durchzogen sein rötliches Haar und er war auf der Höhe seiner Kraft. Der jüngere seiner Söhne, Alexander wirkte eingeschüchtert und musterte ehrfurchtsvoll die uralten Bäume, um den Mund des älteren, Ptolemaios, zuckte dagegen ein spöttisches Lächeln.
"Ich hoffe ihr habt dieses Mal tief genug in eure Schatztruhen gegriffen für einen günstigen Spruch, Vater", raunte er. Die grauhaarige Priesterin, die ihnen voranschritt, hatte ihn gehört und stieß erzürnt ihren Stab auf den Boden. "Junger Narr", schalt sie. "Kennst du die Würde dieses Ortes nicht? Jahrhunderte bevor Delphi war, sprach Zeus schon durch das Rauschen der Eichen zu Dodona!" Pyrrhus warf seinem Sohn einen strafenden Blick zu und dieser senkte schuldbewusst den Kopf. "Verzeiht meinem Sohn", sprach er. "Er ist ein großer Reiter und kühner Krieger, aber Weisheit und Umsicht sind seine Stärke nicht."
Die Priesterin schien nicht völlig versöhnt, erhob aber keine weiteren Einwände. Sie hatten nun die Eiche des Zeus erreicht. Der Wind rauschte in der mächtigen Krone und fast meinten die Besucher tatsächlich, eine Stimme aus dem Rauschen zu hören. Zwei jüngere Priesterinnen erwarteten sie und Pyrrhus nahm missbilligend zur Kenntnis, dass Ptolemaios die verschleierten Gestalten mit einem durchaus ungehörigen Interesse musterte. Er übergab den Frauen das Bleitäfelchen mit seiner Frage und wartete ungeduldig, während die Lose geworfen wurden.
Schließlich sprach die Älteste der Priesterinnen: "Auf den Flügeln der Eule wird der große König nach Lakedaimon gelangen. Dort wird die Eule das Nest des Adlers ausrauben und sein Junges zerfleischen." Während seine Söhne etwas ratlos schauten, hatte sich Pyrrhus' Gesicht erhellt. "Der Spruch ist klar", sagte er. "Für diese gute Kunde werdet ihr reich belohnt werden, oh Hüterinnen des Hains."
Wenig später hatten sich die Abgesandten der epirotischen Stämme sowie die Gefolgsleute und die Verbündeten des Pyrrhus in der großen Königshalle versammelt und erwarteten den Beschluss des Königs. Unter ihnen war Kleonymos, der Onkel des spartanischen Königs Areus, der an den Hof des Herrschers von Epirus gekommen war, um dessen Hilfe bei der Eroberung des Thrones zu erbitten.
"Der Feldzug wird stattfinden!", verkündete Pyrrhus. "Wir ziehen gegen Sparta! Der Spruch des Orakels war günstig! Es sprach von den Flügeln der Eule, die mich tragen würden. Ich werde eine Gesandtschaft nach Athen vorbereiten."
"Aber Athen hasst euch", wagte einer der älteren Ratgeber einzuwenden. "Sie sehen euch als eine Bedrohung für die Freiheit der Griechen."
"Was Athen heute denkt, wird morgen schon vergessen sein", entgegnete Pyrrhus. "Die Athener sind Narren, ihre Vorstellung von Freiheit ist Chaos. Ihre Demokratie macht sie schwach, ihre Meinungen sind so schwankend wie Laub im Wind. Mit Versprechungen und schönen Worten werden wir die Volksversammlung zum Umkippen bringen."
"Ist es weise, sich schon wieder neue Feinde zu machen?", wandte der Gesandte der Chaoner ein. "Antigonos von Makedonien wartet nur darauf, sich für eure Überfälle zu rächen und im Westen wird Rom immer stärker und Rom vergisst nicht leicht. Und wer weiß, was die illyrischen Barbaren im Norden planen."
"Antigonos hat genug von seinem eigenen Blut geschluckt. Seine Zaghaftigkeit ist bestraft worden und bald wird er angekrochen kommen, wie ein geprügelter Hund und darum betteln, das Bündnis mit mir erneuern zu dürfen. Die Illyrer sind schwach und zaghaft. Sie greifen lieber fette italische Handelsschiffe an, als sich mit einem Gegner anzulegen, der zurückschlagen könnte. Rom hat sich an seinem eigenen Sieg übergessen und hat selbst Feinde genug in der Heimat. Sie werden zu beschäftigt sein, sich am Fleisch unserer geschundenen Brüder in Magna Graeca sattzufressen, um zu bemerken, dass sich die freien Griechen unter meiner Standarte vereinen. Sie werden erst erwachen, wenn meine Rache über sie kommt! Und die Spartaner sind schwach, sie sind nur noch ein Schatten ihrer einstigen Größe. Ihr König Areus kämpft auf Kreta und das Land ist ungeschützt. Kleonymus hat mir versichert, dass er in seiner Heimat mit offenen Armen empfangen werden wird und die Spartaner in Scharen zu ihm überlaufen werden. Nein, mein Entschluss ist gefasst. Mit dem Sieg über Sparta beginnt die Einigung der Griechen, zu neuen, größeren Zielen. Macht das Heer zum Aufbruch bereit. Morgen marschieren wir. Morgen beginnt eine neue Ära des Ruhms!"