Moses hieß er, der Prophet. Er begeisterte die Germanen mit solchen Geschichten wie brennenden Dornbüschen goldenen Kälbern. Die alten Hohepriester waren von der neuen Konkurrenz gar nicht begeistert, denn Moses predigte den Monotheismus. Nur einen Gott statt eines ganzen Pantheon? Wo sollte das hinführen, verlangte dieser Prophet etwa die Umschulung aller bisherigen Priester? Die Priester und Moses gerieten in einen zünftigen Streit und Moses fing an, die Germanen mit zehn Plagen zu strafen. Mark reichte es jetzt, er ließ sich Moses vorführen.
"Okay, was soll denn dieser Quatsch? Du lässt hier alle erstgeborenen Kinder, Fohlen, Lämmer und Kälber sterben. Du hast was auf dem Kasten, das gebe ich zu. Aber die alten Priester sehen jetzt ganz schön alt aus vor den Leuten. Und ich übrigens auch, wenn Du hier die Mückenplage aus den Sümpfen schickst."
Moses stand aufrecht wie eine deutsche Eiche vor ihm, den Stab in der Hand. "Solange Dein Herz hart bleibt, Häuptling, kann das so weitergehen. Es sei denn, Du lässt mich mit den Sachsen aus Deinem Land ziehen und einen eigenen Stamm gründen. Schlägst Du ein?" Mark passte der Ton, den der Prophet anschlug, überhaupt nicht. Moses hatte ihm aber mächtig imponiert mit seinen Plagen. "Also gut, pack mit Deinen Sachsen Deine Siebensachen und mach Dich auf den Weg. "
Vierzig Jahre zog Moses mit seinen Sachsen von Berlin bis an die Küste der Nordsee. Dort wollte er seinen Leuten zeigen, was er draufhat und versprach ihnen, er werde die Nordsee teilen, damit sie durch sie hindurchmarschieren können. Das klappte aber nicht und die Sachsen machten sich über den armen Moses ziemlich lustig. Wie auch immer, die Sachsen blieben, wo sie waren und siedelten sich an der Küste an.
Nun, nachdem Moses im Jahre 2.515 wieder Geschichte war, versöhnte sich Mark mit den Sachsen und spendierte ihnen für 165 Gold das fruchtbare Land im Westen. Napoleon hatte seine Leute ganz in der Nähe siedeln lassen und war sicher drauf und dran, sich das attraktive Land selber unter den Nagel zu reißen. Dem mussten die Sachsen zuvorkommen.
Napoleon war wenig überraschend ziemlich angepisst, weil ihm das gute Land vor der Nase weggekauft worden war und heulte sich bei Mark aus, dass dieses Verhalten unfair sei. Der schmiss den gallischen Diplomaten aus seiner Hütte raus:
Der Häuptling hatte wichtigeres zu tun. Er musste sich Gedanken darüber machen, wie er den Monotheismus seiner Untertanen gestalten sollte. Der Fruchtbarkeitskult konnte unter anderen Vorzeichen beibehalten werden. Die Hohepriesterin wurde angewiesen, die Tieropfer nun halt dem EINEN Gott darzubringen. In veränderter Form existierten auch die alten Götter weiter, sei es nun als untergeordnete Engel oder Dämonen, die für bestimmte Bereiche zuständig waren. Der Druide sollte sich mit dem Darbringen von Menschenopfern zurückhalten bzw. es anders verbrämen. Ab und zu eine Hexe oder einen vermeintlichen Wiedergänger im Sumpf zu versenken, das konnte doch eine zeitgemäße Form der Menschenopfer sein. Außerdem konnte er sich als Spender von Sakramenten neu betätigen. Die Leute verlangten inzwischen nach spiritueller Betreuung, wenn schon die alten Zauberer nicht mehr gern gesehen waren: Der Segen für das Erwachsenwerden, die Hochzeit, die Sterbesakramente und das zeremonielle Begräbnis sollten für jeweils eine Zufriedenheit für jeden Stamm mit dieser Religion sorgen.
Der Druide grummelte vernehmlich, dass sei doch alles nur Political Correctness, aber er fügte sich. Das mit den Kathedralen versuchte Mark dem Druiden gar nicht erst zu erklären, er hätte es wohl kaum verstanden. Die Zeit war dafür einfach noch nicht reif.