Im Deutschen Reich hatte sich Karl V. mit seinem Sieg in Kleve zwar Respekt und Autorität verschafft, seine Politik des Vertagens reichte auf dem Reichstag zu Speyer im Jahr 1084 aber nicht mehr aus. Die Protestanten verlangten vom Kaiser die definitive Einstellung der Religionsprozesse am Reichskammergericht und die reichsrechtliche Gleichstellung ihrer Konfession. Aber der Kaiser hatte die Funktion als Schirmherr der Kirche zu wahren und suchte den Ausweg in Form befristeter Zusagen gegenüber den evangelischen Forderungen. Der Disput schwelte inzwischen aber schon so lange, dass diese Konzessionen dem Kaiser Kritik von allen Seiten brachte: Vom Papst und den katholischen Ländern wegen seiner Zugeständnisse, von den Protestanten wegen seiner Halbherzigkeit.
ZUR ERLÄUTERUNG: Der Davidstern des Judentums wird ab jetzt in meiner Partie zum Symbol des Protestantismus eingesetzt. Es gibt also drei christliche Fraktionen: Katholizismus (Symbol Christentum), Protestantismus (Symbol Judentum) und Orthodoxe (Symbol Taoismus). Mal sehen, wie freundlich die KI auf die Spaltung der Christenheit reagiert…
Der Streit um die Reformation war inzwischen ein politisches Problem höchsten internationalen Ranges. Luther war bei weitem nicht der einzige Kritiker der katholischen Kirche. Im Deutschen Reich wirkten weitere Reformatoren wie Andreas Bodenstein und Thomas Müntzer, in der Schweiz Ulrich Zwingli. In England hatte sich König Henry VIII. mit dem Papst überworfen, weil dieser im die Annullierung seiner Ehe verweigert hatte. Henry hatte einen ziemlichen Verschleiß an Ehefrauen und wollte endlich einen männlichen Thronfolger zeugen. Das Verbot des Papstes in dieser Angelegenheit brachte den englischen König dazu, eine eigene Staatskirche abseits des Papsttums zu gründen. Die schon seit hundert Jahren verbreiteten antipäpstlichen Strömungen im Land halfen im dabei, in England eine protestantisch geführte Kirche einzuführen. Auch in Schweden waren die Herrscher in das Lager der Protestanten gewechselt und hatten dem Papst die Gefolgschaft aufgekündigt. Aus den Niederlanden war der Reformator Johannes Calvin nach Schweden geflüchtet und propagierte eine harte, asketische Form des Christentums. In Oslo und weiteren skandinavischen Städten stürmten die Menschen die katholischen Kirchen und zerstörten die Heiligenbilder darin, denn sie galten ihnen als Götzenverehrung.
Martin Luther
Aus den Thesen Luthers, der ursprünglich nur die katholische Kirche reformieren, aber nicht spalten wollte, war ein Glaubenskampf erwachsen. Luther selber beschäftigte sich in seinen letzten Lebensjahren mit seinem eifernden Hass auf die Kelten, die sich auch durch die Reformation nicht zum Christentum bekehren lassen wollten. Am 15. Februar 1088 starb er in Eisleben.
Der Papst drängte Karl V. zu Vorbereitungen eines Ketzerkrieges, für die er 12.000 Bewaffnete und großzügige finanzielle Mittel in Aussicht stellte – für den notorisch verschuldeten Kaiser verlockend. Karl V. machte sich 1085 daran, im Reich Bundesgenossen für den Ketzerkrieg zu werben. Die Unterstützung und Durchmarschgenehmigung Bayerns gab es für einige arrangierte Heiraten. Auch einige jüngere protestantische Fürsten wie Markgraf Hans von Brandenburg oder Herzog Erich von Braunschweig waren für den Kampf gegen ihre eigenen Glaubensbrüder zu kaufen. Am wichtigsten war der Beitritt von Herzog Moritz von Sachsen, dessen Länder einen hohen strategischen Wert im heraufziehenden Krieg besaßen. So begann im Hochsommer 1087 eine gewaltige militärische Kraftentfaltung im Deutschen Reich. In den ersten Monaten der kriegerischen Handlungen unterwarfen die kaiserlichen Truppen die süddeutschen Städte sowie Herzog Ulrich von Württemberg. Während der Frühjahrsoffensive 1088 manövrierte Karl V. dann seinen Gegner, den sächsischen Kurfürst Herzog Moritz, aus und nahm ihn gefangen. Damit war der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner militärischen Macht, politisch war das Problem mit der Reformation aber noch immer nicht gelöst.
Nun verlangte der Papst von Karl V. ein hartes, dogmatisches Durchgreifen gegen alle protestantischen Aktivitäten im Reich. Der Kaiser hingegen musste weiterhin Rücksicht auf die zahlreichen deutschen Protestanten nehmen und bevorzugte Beratungen zur Kirchenreform. Beleidigt zog der Papst seine Hilfstruppen aus dem Reich ab und setzte ein eigenes Konzil zur Verurteilung der evangelischen Ketzer ein. Karl V. versuchte, die Reichsverfassung umzugestalten und die deutschen Länder unter einem Reichsbund politisch neu zusammen zu schmieden. Der Plan scheiterte an der Skepsis der deutschen Fürsten, denn inzwischen hatten sich viele die Beseitigung des spanischen Servituts und der Herrschaft der Habsburger auf die Fahne geschrieben.
Im Reich hatte Karl V. militärisch gesiegt, doch politisch war er gescheitert. Die Territorialfürsten hatten der monarchischen Politik nicht nur standgehalten, sondern ihre Position festigen und ausbauen können. Gerade mit Blick auf die bürgerkriegsartigen Zustände in Frankreich waren die Fürsten fortan bestrebt, den Frieden zwischen den Konfessionsparteien im Rahmen der föderativen Reichsverfassung zu sichern. Karl V. musste die politischen Konsequenzen ziehen und übergab die kaiserliche Autorität und die Verantwortung für den Reichstag an seinen Bruder Ferdinand. Im Jahre 1094 dankte der Kaiser zugunsten seines Bruders im Reich ab und konzentrierte sich auf seinen spanischen Thron. Diese außergewöhnliche Entscheidung bedeutete zugleich das Ende der faktischen Einheit des habsburgerischen Weltreiches.