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Thema: Eine civilisierte Geschichte Deutschlands

  1. #166
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    Im Deutschen Reich hatte sich Karl V. mit seinem Sieg in Kleve zwar Respekt und Autorität verschafft, seine Politik des Vertagens reichte auf dem Reichstag zu Speyer im Jahr 1084 aber nicht mehr aus. Die Protestanten verlangten vom Kaiser die definitive Einstellung der Religionsprozesse am Reichskammergericht und die reichsrechtliche Gleichstellung ihrer Konfession. Aber der Kaiser hatte die Funktion als Schirmherr der Kirche zu wahren und suchte den Ausweg in Form befristeter Zusagen gegenüber den evangelischen Forderungen. Der Disput schwelte inzwischen aber schon so lange, dass diese Konzessionen dem Kaiser Kritik von allen Seiten brachte: Vom Papst und den katholischen Ländern wegen seiner Zugeständnisse, von den Protestanten wegen seiner Halbherzigkeit.

    ZUR ERLÄUTERUNG: Der Davidstern des Judentums wird ab jetzt in meiner Partie zum Symbol des Protestantismus eingesetzt. Es gibt also drei christliche Fraktionen: Katholizismus (Symbol Christentum), Protestantismus (Symbol Judentum) und Orthodoxe (Symbol Taoismus). Mal sehen, wie freundlich die KI auf die Spaltung der Christenheit reagiert…



    Der Streit um die Reformation war inzwischen ein politisches Problem höchsten internationalen Ranges. Luther war bei weitem nicht der einzige Kritiker der katholischen Kirche. Im Deutschen Reich wirkten weitere Reformatoren wie Andreas Bodenstein und Thomas Müntzer, in der Schweiz Ulrich Zwingli. In England hatte sich König Henry VIII. mit dem Papst überworfen, weil dieser im die Annullierung seiner Ehe verweigert hatte. Henry hatte einen ziemlichen Verschleiß an Ehefrauen und wollte endlich einen männlichen Thronfolger zeugen. Das Verbot des Papstes in dieser Angelegenheit brachte den englischen König dazu, eine eigene Staatskirche abseits des Papsttums zu gründen. Die schon seit hundert Jahren verbreiteten antipäpstlichen Strömungen im Land halfen im dabei, in England eine protestantisch geführte Kirche einzuführen. Auch in Schweden waren die Herrscher in das Lager der Protestanten gewechselt und hatten dem Papst die Gefolgschaft aufgekündigt. Aus den Niederlanden war der Reformator Johannes Calvin nach Schweden geflüchtet und propagierte eine harte, asketische Form des Christentums. In Oslo und weiteren skandinavischen Städten stürmten die Menschen die katholischen Kirchen und zerstörten die Heiligenbilder darin, denn sie galten ihnen als Götzenverehrung.


    Martin Luther


    Aus den Thesen Luthers, der ursprünglich nur die katholische Kirche reformieren, aber nicht spalten wollte, war ein Glaubenskampf erwachsen. Luther selber beschäftigte sich in seinen letzten Lebensjahren mit seinem eifernden Hass auf die Kelten, die sich auch durch die Reformation nicht zum Christentum bekehren lassen wollten. Am 15. Februar 1088 starb er in Eisleben.



    Der Papst drängte Karl V. zu Vorbereitungen eines Ketzerkrieges, für die er 12.000 Bewaffnete und großzügige finanzielle Mittel in Aussicht stellte – für den notorisch verschuldeten Kaiser verlockend. Karl V. machte sich 1085 daran, im Reich Bundesgenossen für den Ketzerkrieg zu werben. Die Unterstützung und Durchmarschgenehmigung Bayerns gab es für einige arrangierte Heiraten. Auch einige jüngere protestantische Fürsten wie Markgraf Hans von Brandenburg oder Herzog Erich von Braunschweig waren für den Kampf gegen ihre eigenen Glaubensbrüder zu kaufen. Am wichtigsten war der Beitritt von Herzog Moritz von Sachsen, dessen Länder einen hohen strategischen Wert im heraufziehenden Krieg besaßen. So begann im Hochsommer 1087 eine gewaltige militärische Kraftentfaltung im Deutschen Reich. In den ersten Monaten der kriegerischen Handlungen unterwarfen die kaiserlichen Truppen die süddeutschen Städte sowie Herzog Ulrich von Württemberg. Während der Frühjahrsoffensive 1088 manövrierte Karl V. dann seinen Gegner, den sächsischen Kurfürst Herzog Moritz, aus und nahm ihn gefangen. Damit war der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner militärischen Macht, politisch war das Problem mit der Reformation aber noch immer nicht gelöst.

    Nun verlangte der Papst von Karl V. ein hartes, dogmatisches Durchgreifen gegen alle protestantischen Aktivitäten im Reich. Der Kaiser hingegen musste weiterhin Rücksicht auf die zahlreichen deutschen Protestanten nehmen und bevorzugte Beratungen zur Kirchenreform. Beleidigt zog der Papst seine Hilfstruppen aus dem Reich ab und setzte ein eigenes Konzil zur Verurteilung der evangelischen Ketzer ein. Karl V. versuchte, die Reichsverfassung umzugestalten und die deutschen Länder unter einem Reichsbund politisch neu zusammen zu schmieden. Der Plan scheiterte an der Skepsis der deutschen Fürsten, denn inzwischen hatten sich viele die Beseitigung des spanischen Servituts und der Herrschaft der Habsburger auf die Fahne geschrieben.

    Im Reich hatte Karl V. militärisch gesiegt, doch politisch war er gescheitert. Die Territorialfürsten hatten der monarchischen Politik nicht nur standgehalten, sondern ihre Position festigen und ausbauen können. Gerade mit Blick auf die bürgerkriegsartigen Zustände in Frankreich waren die Fürsten fortan bestrebt, den Frieden zwischen den Konfessionsparteien im Rahmen der föderativen Reichsverfassung zu sichern. Karl V. musste die politischen Konsequenzen ziehen und übergab die kaiserliche Autorität und die Verantwortung für den Reichstag an seinen Bruder Ferdinand. Im Jahre 1094 dankte der Kaiser zugunsten seines Bruders im Reich ab und konzentrierte sich auf seinen spanischen Thron. Diese außergewöhnliche Entscheidung bedeutete zugleich das Ende der faktischen Einheit des habsburgerischen Weltreiches.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #167
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    FERDINAND I. (1094 BIS 1102)



    Der neue deutsche Kaiser war also kein Unbekannter im Deutschen Reich, er hatte seit Jahren die Geschäfte seines Bruders Karl V. vor Ort erledigt. Karl stellte dafür die Interessen seines minderjährigen Sohnes hinten an und gab Ferdinand I. den Vortritt – ein Zeichen für die Schwierigkeiten, die die schiere Größe des Habsburger Reiches mit sich gebracht hatte.

    Ferdinand I. war zwar ein überzeugter Katholik, doch er erkannte ebenfalls, dass es im Deutschen Reich nicht möglich war, den Protestantismus zu unterdrücken. Er entschied sich deshalb für eine Politik aus Kompromissen, Ausgleich und Duldung. Direkt zu Beginn seiner Amtszeit unterzeichnete er 1095 auf dem Augsburger Reichstag den Religionsfrieden, der faktisch die Glaubensspaltung sanktionierte. Ferdinand I. verfolgte zwar weiter die Vorstellung, die Konfessionen könnten sich verständigen, aber der Beschluss begünstigte die territoriale Abgrenzung und den Ausbau der Landesstaaten.

    Beim zweiten Reichstag 1097 stand bereits wieder der Türkenabwehr auf der Tagesordnung. Ferdinand I. konnte einen Erfolg verbuchen, weil ihm eine Türkenhilfe bewilligt und somit der Kampf als gemeinsame christliche Verpflichtung anerkannt wurde. Nachdem sich Russland als Schutzmacht der Polen installiert hatte und seinerseits der Allianz gegen die Türken beigetreten war, suchten die Osmanen ebenfalls nach neuen Verbündeten im Kampf gegen die Christen. Bei Gesprächen in Sankt Peterburg, an denen auch ein deutscher Abgesandter teilnahm, traten die kasachischen Völker mit Nachdruck an die Seite der Türken und drohten dem Zar mit Krieg, falls sich Russland nicht vom strategisch wichtigen Kaukasus zurückziehen würde. Die Forderung war für den Zaren völlig unannehmbar, die russische Haltung wurde von den europäischen Mächten geteilt. Nicht nur die Welt oder zumindest der Blick auf sie wurde scheinbar größer, auch die Zahl der Feinde wuchs damit an.



    Bereits 1099 bemühte sich Ferdinand I. dann um die Wahl seines Sohnes Maximilian zum deutschen König. Nach einigem Zögern fand er dafür die Unterstützung des Papstes – wohl auch, weil ansonsten kein aussichtsreicher katholischer Kandidat zur Verfügung stand. Auch für die protestantischen Kurfürsten war Maximilian ein annehmbarer Kandidat, denn die reformatorischen Kräfte hatten sich zwischenzeitlich in verschiedene Strömungen zersplittert und konnten keinen gemeinsamen Kurs verabreden. Darauf wurde Maximilian Ende 1100 zum deutschen König erhoben, Ferdinand I. hatte ein wichtiges Ziel zur Erhaltung der Habsburger Dynastie erreicht. Bis Anfang 1102 wurde Maximilian auch noch zum König von Böhmen und von Ungarn gekrönt.

    Der Gesundheitszustand von Ferdinand I. war da bereits ziemlich angeschlagen, die Regelung der Nachfolge hatte deshalb Vorrang vor Tagespolitik. Am 25. Juli 1102 starb Ferdinand I. und hinterließ seinem Sohn ein geordnetes Haus. Teile des Erbes, nämlich österreichische Länder, fielen freilich an Maximilians jüngere Brüder. Insgesamt hatte Ferdinand keine herausragenden Erfolge während seiner Amtszeit erzielt, aber es darf bereits als Erfolg gelten, dass er in dieser unruhigen Zeit den Frieden zwischen den Konfessionen bewahrt hatte.
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  3. #168
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    wieso spielst du das ganze nicht mit einer mod wo die richtigen religiösen symbole drin sind?
    Zitat Zitat von Jake the Dog
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  4. #169
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    Daran hatte ich gar nicht gedacht. Aber ich weiß auch nicht, ob das gehen würde. Die "Giant Earth Map" ist ja selbst bereits ein Mod - kann man da einen zweiten drüberladen? Zudem habe ich nur noch einen ISDN-Anschluß, da kann ich leider nicht mal eben 100 MB für einen Mod runterladen (BASE, Mars Jetzt!, usw. habe ich daher leider nicht ausprobiert).

    Ich habe den Kartenwechsel und die Reformation genutzt, um die ganzen "überflüssigen" Religionen, die sich in der Partie sowieso nicht durchgesetzt hatten, rauszunehmen. In den reformierten Städten habe ich per Worldbuilder übrigens einfach 1:1 die religiösen Gebäude ausgetauscht. Wo also eine christliche Kirche stand, habe ich entsprechend eine "protestantische" Kirche reingestellt. In die Balance oder Kräfteverhältnisse der Zivs habe ich nicht eingegriffen.

    Ist das Erzähltempo überhaupt noch okay? Zuviel zum Nachlesen, oder zu schleppend?
    Geändert von Mark (30. Dezember 2009 um 09:00 Uhr)
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  5. #170
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    Daran hatte ich gar nicht gedacht. Aber ich weiß auch nicht, ob das gehen würde. Die "Giant Earth Map" ist ja selbst bereits ein Mod - kann man da einen zweiten drüberladen? Zudem habe ich nur noch einen ISDN-Anschluß, da kann ich leider nicht mal eben 100 MB für einen Mod runterladen (BASE, Mars Jetzt!, usw. habe ich daher leider nicht ausprobiert).
    man kann nicht 2 gleichzeitig laden, aber wenn der mod nicht zu groß ist gib maln link,- bzw. lads mal hoch wennst wilst, kann dir die richtigen bilder einbauen.. sollte auch savegame-kompatibel sein da nur grafiken verändert werden

    Ist das Erzähltempo überhaupt noch okay? Zuviel zum Nachlesen, oder zu schleppend?
    besser zu viel als zu wenig
    Geändert von InEx (30. Dezember 2009 um 12:13 Uhr)
    Zitat Zitat von Jake the Dog
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  6. #171
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    Für die Story ist es dafür schon zu fortgeschritten, ich habe das Schreiben und die Screenshots bereits bis zum Civjahr 1650, aktuell also über 500 Jahre im Voraus, fertiggestellt.

    Aber nichtsdestotrotz kann ich die Spielstände für Interessierte ja hier reinstellen. Also zum Beispiel den letzten von der Europakarte (960 n.C.) oder den Start auf meiner jetzigen Weltkarte (965 n.C.) Ich muß mal schauen, welche von den Saves das überhaupt waren. Beim Bearbeiten hatte ich ständig zur Sicherheit zwischengespeichert, daher ist das jetzt ziemlich unübersichtlich.

    Erst einmal den Link zu der original Giant Earth Map bei den Fanatics:
    http://forums.civfanatics.com/showthread.php?t=276594
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  7. #172
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    MAXIMILIAN II. (1102 BIS 1125)




    Die Wahl auf Ferdinands ältesten Sohn Maximilian war hinter den Kulissen aber nicht so geräuschlos abgelaufen wie es den Anschein hatte. Nach den beiden strammen Katholiken Karl und Ferdinand, die die Protestanten nur aus politischem Pragmatismus heraus duldeten, war der Religionsfrieden für Maximilian II. eine Herzensangelegenheit. Oberste Priorität hatte für ihn, das Deutsche Reich weitgehend vor dem Zugriff der Gegenreformation freizuhalten, die sich zumindest in Spanien bereits formierte.

    Seit 1090 lebte Maximilian in Wien, wo er für seinen Vater die Verwaltung der österreichischen Lande im Habsburger Besitz wahrnahm. An seinem Hof versammelte er bereits damals Gelehrte und Künstler, die ihn für die neuen konfessionellen und humanistischen Ideen der Zeit begeisterten. Mit seiner spanischen Familie lag er damit natürlich ziemlich über kreuz. Als sich mit zunehmendem Alter seines Vaters Ferdinand I. die Nachfolgefrage konkreter stellte, verhielt sich Maximilian aber über mehrere Jahre bedeckt und unterhielt gute Kontakte zu den katholischen Mächtigen. Es war einfach undenkbar, dass ein Deutscher Kaiser – der doch Schutzherr der katholischen Kirche war – die protestantische Konfession haben könnte. Mit dieser Taktik erreichte Maximilian II. sein Ziel, der Nachfolger des Kaisers zu werden. Seine beiden Brüder Ferdinand und Karl erhielten als Erbe die Habsburger Ländereien in Österreich, Maximilan II. neben Böhmen und Ungarn die Stadt Wien. Die Achse Wien-Prag wurde damit zum Zentrum des Deutschen Reiches.



    Die Zahl der Akteure auf der internationalen Bühne wurde zur Zeit des Amtsantritts von Maximilian II. um ein weiteres Reich ergänzt. Nach dem Zerfall des Ghanareiches hatte sich im elften Jahrhundert am Oberlauf des Niger das muslimische Reich der Mali gebildet. In Europa hatte man bisher nur gerüchteweise von dem großen Herrscher Mansa Musa gehört, der seinerzeit mit unvorstellbaren Mengen an Gold zur Pilgerfahrt in Mekka erschienen sein soll. Der deutsche Gesandte am portugiesischen Hof kam in Kontakt zu einer malinesischen Delegation und erstellte einen ersten ausführlichen Bericht für den Kaiser. Demnach war das Reich der Mali südlich der Saharawüste an der Westküste Afrikas gelegen – ein Seeweg, der für Schiffe kaum zu befahren war und deshalb bisher nur von den Portugiesen gewagt wurde. Trotz der kulturellen Unterschiede schienen die Mali als Handelspartner interessant. Ihre Herrscher waren religiös tolerant und konnten wertvolle Waren anbieten.



    Politisch griff der neue Kaiser Maximilian II. auf bewährte Rezepte seines Vaters zurück, die man als „Kompromisskatholizismus“ bezeichnete. Seine beiden Brüder waren dagegen stramm katholisch geprägt, die alten familiären Konflikte kamen also wieder hoch. Der Kaiser wollte aber den Zusammenhalt des Reiches nicht wegen des Religionsstreits in Frage stellen lassen, oder wie 1107 der Berliner Kurfürst Johann Georg von Brandenburg es ausdrückte: „Wir sollten das alte bruchfällige Reichsgebäude lieber stützen als vollends zu brechen.“ Angesichts des Misstrauens gegen den lavierenden Kaiser, der bis zuletzt seine überkonfessionelle Vereinigungspolitik im Spiel zu halten versuchte, nahmen die Lutheraner 1108 erstmals vor dem versammelten Reich die dogmatische Spaltung des deutschen Protestantismus in Kauf.

    Die Aktionsmöglichkeiten des Kaisers wurden aber immer wieder durch seinen chronischen Geldmangel beschränkt: Die Abwehr der Türken auf dem Balkan verschlang einfach zu viele Mittel. Im Jahre 1110 nahm Maximilian II. neue Verhandlungen auf, um den Papst zum Ausrufen eines neuen Kreuzzuges gegen die muslimische Bedrohung zu bewegen. Maximilian II. hoffte damit, die Aufmerksamkeit der europäischen Reiche weg vom Konfessionsstreit auf einen gemeinsamen äußeren Feind zu lenken.



    Im Jahre 1111 sichtete Johann von Lübeck als erster Europäer den Südosten des amerikanischen Festlandes. Der Konquistador war bereits mehrere Jahre unterwegs auf seiner brutalen Mission. Als er im April 1111 die Gewässer nördlich von Kuba erkundete, erblickte er um das Osterfest Land, dem er den Namen Florida gibt. Er versuchte in Florida eine Kolonie zu gründen, doch die Siedler wurden von Einheimischen angegriffen, wobei der Konquistador verwundet wurde und an den Folgen der Verletzungen auf Kuba starb.

    Im Januar 1112 vertiefte sich die religiöse Kluft in Europa wie nie zuvor. In Russland folgte der Zar dem Beispiel der Engländer und gründete eine eigene Staatskirche. Der orthodoxen Kirche stand ein eigener religiöser Führer vor, der Patriarch von Moskau. Anerkannt wurde der Patriarch von den Christen in Russland und auf dem Balkan.

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  8. #173
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    Das Massaker der Bartholomäusnacht in Paris


    In Paris brachen blutige religiöse Unruhen aus, denn dort hatten Katholiken in der berüchtigten Bartholomäusnacht ein Massaker an den Protestanten der Stadt angerichtet – den deutschen Kaiser beschlich die alptraumhafte Vorstellung von den Folgen eines Religionskrieges im Deutschen Reich. In England war ein Jahr zuvor die Königin Elisabeth I. wegen ihres protestantischen Bekenntnisses vom Papst exkommuniziert worden. Schweden ging noch einen Schritt weiter und bekannte sich vollständig zum Kalvinismus, einer besonders strengen Variante des Protestantismus. Mit König Christian IV. war nicht nur ein bekennender Anhänger Calvins auf den Thron gestiegen, er gründete seine Herrschaft auf den Ausbau der neuen schwedischen Kirche und einer zugleich asketischen wie militaristischen Theokratie. In Spanien breitete sich die Gegenreformation aus, die von den Jesuiten und den Inquisitoren getragen wurde.



    Auf dem Konzil in Augburg im Jahre 1113 musste Maximilian II. erkennen, dass die religiöse Kluft in Europa sich zu weit geöffnet hatte. Die Beratungen über das gemeinsame Vorgehen der Christenheit gegen den drohenden Einmarsch der Türken tief in Europa hinein gerieten zum Eklat. Die Gesandten der konfessionell verschieden ausgerichteten Reiche trennten sich nach heftigen Debatten im Streit, die Vertreter protestantischen Länder waren untereinander ebenfalls zerstritten und verließen das Konzil. Nach diesem Affront erwarteten die katholischen Länder eine klare Verurteilung des protestantischen Boykotts vom deutschen Kaiser. Maximilian II. fand aber nicht mehr als schwache Worte des Protests gegen die vorzeitige Abreise, weil er das Deutsche Reich nicht in den internationalen Kampf der Konfessionen hineinschlittern lassen wollte. Daraufhin verweigerten die katholischen Reiche dem Kaiser ebenfalls die Unterstützung im Krieg gegen die Türken. Am Ende fanden sich nur die päpstlichen Legaten und die unmittelbar von den Türken bedrohten Polen bereit, die Pläne vom Kreuzzug mit zu tragen. Politisch hatte Maximilian II. eine empfindliche Niederlage eingesteckt, um den Religionsfrieden im Reich zu bewahren.



    Das Vertrauen der katholischen Spanier in ihren Verwandten auf dem deutschen Kaiserthron war nun dahin, sie griffen in der Folge deutlich aggressiver in die europäische Politik ein. Im Frühjahr 1114 durchquerte ein spanisches Heer mit Erlaubnis des französischen Königs Südfrankreich und bedrohten offen die protestantischen Schweizer Eidgenossen. Maximilian II. war jetzt gezwungen, gegen seine eigenen Verwandten in Spanien tätig zu werden.

    Als sich im Herbst 1114 bereits abzeichnete, dass die Schweizer sich militärisch auf Dauer nicht gegen die Spanier würden behaupten können, setzte Maximilian II. seinerseits ein Heer gegen die Eidgenossen in Marsch. Der Kaiser setzte nicht nur auf das bereits erprobte Mittel, die Schweizer Landsknechte mit ihren eigenen Waffen und Kampfmethoden zu schlagen. Bei den Gefechten im Frühjahr 1115 kamen auch erstmals die neuen Musketen zum Einsatz. Maximilian II. ließ die Reihen der Musketenschützen dabei im Verbund mit Landsknechten antreten. Während die Schützen die schwere Infanterie der Schweizer unter Beschuss nahm, bildeten die Landsknechte eine Verteidigungslinie, hinter der sie sich notfalls zurückziehen konnten. Überraschende Attacken konterten die Deutschen mit berittenen Gewappneten.



    Die neuartige, mit Handfeuerwaffen kombinierte Schlachtaufstellung war noch nicht ausgereift, brachte aber den Erfolg. Im trüben Wetter waren viele der Musketen während der Schlacht nicht funktionsfähig gewesen, aber trotzdem hatten die Schützen der gepanzerten Infanterie entscheidende schwere Verluste zugefügt.

    Bereits nach dieser ersten großen Schlacht konnte Maximilian II. einen Waffenstillstand mit den Eidgenossen aushandeln. Die Bürger von Zürich öffneten dem Kaiser die Stadttore gegen das Zugeständnis, das auch für sie die Augsburger Religionsgesetze gelten würden. Eine eingeschränkte Konfessionsfreiheit war allemal der Niederlage gegen die katholisch beinharten Spanier vorzuziehen. Für die Schweizer war die vorläufige Rückkehr in den Habsburger Besitz angesichts der spanischen Inquisition das kleinere Übel. Die Rückgewinnung der Schweizer Ländereien war für Maximilian II. nach dem Augsburger Konzil ein überraschender Erfolg, den er aber mit einer tiefen Verstimmung in Spanien und Frankreich bezahlen musste.



    Innerhalb des Deutschen Reiches brach nach diesen Ereignissen im Jahre 1117 eine schwere Krise um den fränkischen Reichsritter Wilhelm von Grumbach aus. Die Streitigkeiten zwischen dem Adel und den Fürsten hatte zu einer dramatischen Zuspitzung geführt, die sich gewaltsam gegen die fürstbischöfliche Stadt Würzburg entlud. Die Furcht vor einer übergreifenden Adelserhebung, die die Existenz der Territorialstaaten bedrohte, hatte die Fürsten im Reich zur Gegenwehr mobilisiert. Der Kaiser konnte die eklatante Destabilisierung des Reichsfriedens nicht länger hinnehmen. Er setzte seine Autorität ein, um dem Treiben des rebellischen Aufrührers ein schnelles Ende zu bereiten. Mit der Exekution des geächteten Grumbach im Jahre 1120 hatte Maximilian II. diesen drohenden Flächenbrand gewaltsam ausgetreten.

    Im Norden des Reiches breitete sich danach eine neue Unzufriedenheit aus. Die protestantischen Länder nutzten einen Streit um säkularisierte Kirchengüter, um Maximilian II. ihre Befürchtungen vor einer Konzentration der militärischen Macht in den Händen des Kaisers anzuzeigen. Ihre Absicht war klar: Soldaten gegen die Türken nur gegen weitere konfessionelle Zugeständnisse des Kaisers. Die Reichsfürsten widerrum befürchteten eine Einschränkung ihrer ständischen Libertät, auch wurden Zweifel an der konfessionellen Überparteilichkeit des Kaisers im Ernstfall eines Krieges laut. Das Misstrauen zwischen Katholiken und Protestanten im Reich machte Veränderungen des Status quo im Reich fast unmöglich, obwohl alle mit den herrschenden Zuständen unzufrieden waren.

    Trotz all dieser Rückschläge genoss Maximilian II. dank seiner kompromisslosen Haltung gegenüber den Reichsständen im Deutschen Reich eine hohe Popularität. Zielstrebig nutzte er sie, um noch zu Lebzeiten die dynastische Nachfolge im eigenen Haus zu regeln. Maximilian II. war sich über die reichspolitische Dimension der geplanten Wahl seines ältesten Sohnes Rudolf – eines überzeugten, in Spanien erzogenen Katholiken – im Klaren. Mit geduldigem Lavieren zwischen den miteinander streitenden Kurfürsten, die sich gegenseitig neutralisierten, erreichte Maximilian II. schließlich das Geschäft. Am 27. Oktober 1124 fand in Regensburg die Wahl von Rudolf II. zum deutschen König statt, bereits ein Jahr später trat der 24jährige die Nachfolge seines herzkranken Vaters als Reichsoberhaupt an.
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  9. #174
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    Das ist der Spielstand auf der Europakarte, bevor ich im Jahre 960 auf die Weltkarte wechselte:
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  10. #175
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    RUDOLF II. (1125 BIS 1164)



    Die Nachfolge Rudolfs war von seinem Vater zwar noch auf den Weg gebracht worden, aber Rudolf II. war bei seiner Krönung im November 1125 ein politischer Leichtmatrose. Er war zwar durchaus clever und hatte einen Sinn für politische Kraftverhältnisse, seine depressive Veranlagung war ihm dabei aber hinderlich – man kann nur vermuten, ob die Depressionen nicht sogar durch seine bemerkenswerte Intelligenz und Einsicht in den Charakter des Herrschens gefördert wurden. Die Regierungszeit von Rudolf II. ist daher mehr die einer von Krankheit, Isolation und irrealen Plänen. Der zurückgezogene Rudolf II. mied Turniere, Jagden und Feste, bevorzugte es, alleine zu speisen und reagierte heftig auf schlechte Nachrichten.

    Einen schweren depressiven Schub erlitt Rudolf II. bei der Nachricht, dass die feindlichen Türken neben den Kasachen nun auch die sehr viel mächtigeren Araber in ihre Koalition geholt hatten. Bei einer Konferenz in Damaskus im Juli 1130 lehnten es die Araber zwar ab, offen in den Krieg mit den christlichen Völkern Europas einzutreten, stützten den Kampf der Türken aber mit umfangreichen Lieferungen an Waffen, Geräten, Tieren und Gold für Söldner. Offensichtlich hatten die Araber ein Interesse daran, den Konflikt der Türken mit Europa möglichst lange in der Waage zu halten, um selber profitieren zu können.



    Rudolf II. fühlte sich von den anderen christlichen Mächten Europas im Stich gelassen, immerhin war der Versuch einer abendländischen Allianz erst vor siebzehn Jahren schmählich gescheitert. Allgemeines Misstrauen gegen seine Umgebung ergriff von Rudolf II. Besitz, bis hin zur Furcht vor Verhexung und Vergiftung, dem Gefühl der Besessenheit durch den Teufel. Selbstmordpläne und Misshandlungen von Untergebenden waren die Folge seines Jähzorns. Trotz seines Alkoholismus verstand es Rudolf II. aber durchaus, Menschen an sich zu fesseln und sie zu beeindrucken. Eine Flucht war bereits die Übersiedlung von Wien nach Prag. Rudolf II. begab sich aus dem Zentrum seines Erblands an ihre Peripherie, im Jahre 1135 verlegte er endgültig seine Residenz nach Böhmen.



    Die Spaltung der Kirche durch die Reformation, die Bedrohung durch den Islam, aber auch Katastrophen wie zunehmende Unwetter und häufige Missernten stürzten die Bevölkerung in diesen Jahren in apokalyptische Ängste. Auf der Suche nach Schuldigen lösten Katholiken wie Protestanten eine beispiellose Hatz auf Hexen aus – Menschen, die mit dem Teufel im Bunde stehen. Für Rudolf II. wurde der Kampf gegen die „Kirche des Antichristen“ zu einer fixen Idee. Begeistert studierte er die Schrift „Malleus Maleficarum“, den Hexenhammer zweier Mönche der spanischen Inquisition. Nach der Bibel sollte dieses Buch eines der ersten „Bestseller“ in der Geschichte des Buchdruckes werden, jeder gute Geistliche und Herrscher hatte es zu studieren.

    In diesem einflussreichen Werk wurden die Anzeichen von Hexerei, ihre Arten und Auswirkungen auf Menschen, Vieh und Natur, und natürlich ihre Bekämpfung eingehend beschrieben. Unterlag eine Verdächtige erst einmal der „peynlichen Befragung“, kamen nicht nur Geständnisse zu Tage – nein, auch weitere Auffälligkeiten waren in Wahrheit durch die schwarze Magie vieler Mittäterinnen verursacht. Für die Bekämpfer der Hexerei war es wie ein Stich in ein Hornissennest: Bei jedem aufgedeckten Fall erhielt man Hinweise auf zehn weitere Fälle. Schon bald machte sich die angstvolle Gewissheit breit, dass die Herrschaft des Antichristen kurz bevorstehen musste. Seine Anhängerschaft war bereits so groß, wie man gar nicht zu vermuten gewagt hätte.



    Ein Hagelschlag, der die Ernte ruinierte, reichte für Verhaftungen aus. Nachbarn zeigten Frauen voller Angst und Hass bei den Behörden an, wenn sie auffällig erschienen. Immerhin schien die ganze Welt aus den Fugen und der Teufel an Macht zu gewinnen. Wie sonst konnten Häretiker und die Ungläubigen so erfolgreich sein? Sie mussten überall ihre geheimen Helferinnen haben. Predigten sowie der Buchdruck verbreiteten die Nachricht in das Volk: Hexen schaden nicht nur ihren Mitmenschen, sie sind auch von Gott abgefallen und haben sich dem Satan verschrieben. Damit war die Hexerei nicht nur Schadenszauber (das gab es seit jeher), sondern eine Todsünde gegen die göttliche Ordnung.

    Seit der von Kaiser Karl V. einige Jahrzehnte zuvor eingeführten „Peinlichen Halsgerichtsordnung“ hatte der Reichstag die Möglichkeit der Ermittlung von Amts wegen im deutschen Recht eingeführt. Musste zuvor ein Geschädigter den Verdächtigen anklagen, durften die Gerichte seither von sich aus Verbrechen untersuchen und Verdächtigen den Prozess machen. Hexen galten unter der Folter der Befragung als besonders ausdauernd und hartnäckig – der Teufel gab ihnen die Kraft dazu. Auch wenn fast ausschließlich weltliche Gerichte die Hexenprozesse führten und die Verurteilten hinrichteten, so beeinflussten die Theologen die Verfolgung. Bereits Luther hatte in der Heiligen Schrift die Rechtfertigung für die Verfolgung der Frauen gefunden: „Die Zauberinnen sollst Du nicht leben lassen.“ Im Hexenhammer fand dies natürlich Einzug: „Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Glauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage der Hexerei ist.“

    Im Deutschen Reich (und nicht nur, aber vor allem hier) war man in dieser Zeit also hauptsächlich mit der Zerschlagung der verborgenen Legionen des Satans beschäftigt. Derweil gelang den Polen im Jahre 1155 in der Schlacht bei Lemberg der Sieg über die russischen Truppen, der polnische König Palleczynski I. rief am 10. Oktober 1155 das zweite polnische Königreich aus.



    Neben der Hexenverfolgung und dem Quälen von Dienern hatte Rudolf II. auch feingeistigere Veranlagungen. Neben der Dichtkunst und der Geschichte waren das Mathematik, Physik und Astronomie. Eine bedeutende Reihe von Ärzten hatte Zugang zum kaiserlichen Hof in Prag, auch die großen Astronomen Tycho de Brahe und Johannes Kepler berieten ihn. Um ihre Berechtigung am Hof zu behalten, hatten sie Rudolf II. aber auch in Sachsen der Astrologie und des Okkulten zu beraten, also eine eher dunkle Seite des Kaisers. Das Studium der Naturkräfte, Elementargeister und Alchemie sollte den göttlichen Schöpfungsplan deuten. Ein keltischer Rabbi wurde sogar zum Kaiser bestellt, weil er einen künstlichen Menschen, einen Golem, für in herstellen sollte. Aber neben all dem Okkultismus verband sich eine weit gefächerte Forschungstätigkeit, sie waren zu dieser Zeit oftmals nahe beieinander. Die Suche nach dem perpetuum mobile sorgte so zum Beispiel für entscheidende Fortschritte in der Uhrmacherei und der automatischen Instrumente.

    Im Deutschen Reich machte sich unter den Fürsten die Sorge um den Geisteszustand des Kaisers breit. Sie waren entschlossen, aktiv zu werden, denn Rudolf II. wurde zunehmend launischer und war unverheiratet – er hatte also keinen Thronfolger gezeugt. Im Jahre 1160 vereinbarten die Erzherzöge in Linz die Entsendung von Herzog Matthias von Österreich zu Verhandlungen über die Nachfolge nach Prag. Der in seinem Herrschergefühl getroffene Kaiser lehnte den Vorstoß sogleich ab, darum einigten sich die Erzherzöge im April 1161 darauf, Rudolf II. für geisteskrank und abgesetzt zu erklären. Das war eine offene Rebellion.

    Natürlich war Rudolf II. nicht so einfach beiseite zu schieben. Matthias suchte deshalb für sein Vorhaben Unterstützung bei den Ungarn und Österreichern, mit denen er sich auf dem Pressburger Landtag am 1. Februar 1163 zur Opposition verband. Mähren wurde zum Beitritt gezwungen, denn Matthias überzeugte sie mit einem Einmarsch in ihr Land. Die mächtigen Adeligen Böhmens erpressten von Rudolf II. widerrum Zugeständnisse für ihre Unterstützung. Dadurch erhielten sie wie zuvor Ungarn und Österreich Freiraum für ihre eigene Politik. Um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, waren Matthias und seine Parteigänger nun zu Kompromissen gezwungen. Im Vertrag von Lieben vom 25. Juni 1163 trat Rudolf II. Ungarn, Österreich und Mähren an Matthias ab, behielt aber Böhmen sowie die Kaiserwürde.

    Der Autoritätsverlust für den Kaiser war eminent, so war es Glück für die Dynastie der Habsburger, dass Rudolf II. am 20. Januar 1164 in Prag endlich an den Folgen einer Wassersucht starb.
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    MATTHIAS I. (1164 BIS 1190)

    Als ältester Habsburger war Matthias der von den Erzherzögen bestimmte designierte Nachfolger des gestörten Rudolf II. gewesen. Das war ein legitimes Interesse der Habsburger, die in dem kinderlosen Kaiser eine Gefahr für ihre Dynastie sahen. Aus dem einstigen Berater war Rudolf II. mit Matthias sein ärgster Konkurrent um die Macht geworden. Der Bruderzwist der Habsburger hatte fast zu einem Bürgerkrieg geführt, mit dem Vertrag von 1163 und dem Tod Rudolfs 1164 war diese Gefahr aber gebannt worden. Die Kurfürsten wählten am 13. Juni 1164 einstimmig Matthias zum deutschen Kaiser.

    Er verlegte die kaiserliche Residenz von Prag nach Wien zurück. Das war zwar näher an der von den Türken gefährdeten Grenze, aber weg von den Zentren des Reiches. Als Herrscher war Matthias I. in einer schwachen Position. Die Länder Ungarn, Böhmen, Lausitz und Mähren nutzten ihre neu gewonnene Eigenständigkeit, um sich gegen die kaiserlichen Interessen zusammen zu schließen. Die Finanzlage war für Matthias I. derart ernst, dass er über seiner erzwungenen Untätigkeit wie schon Rudolf in eine geistige Trägheit verfiel. Völlig teilnahmslos unterschrieb er Erlässe, wie sie ihm gerade vorgelegt wurden. Das deutsche Kaisertum war wieder ziemlich am Ende, aber die Herrscher der Teilreiche nutzten ihre Möglichkeiten zum Wohle ihrer Länder.

    Wir wollen einen Blick auf die bedeutenden Glieder des Heiligen Christlichen Reichs Deutscher Nation werfen, wie sie sich um das Jahr 1170 darstellten:



    1 – Kernland mit den verschiedenen deutschen Herzog- und Fürstentümern sowie Grafschaften und Städten
    2 - Königreich Böhmen
    3 – Herzogtum Österreich
    4 – Königreich Ungarn
    5 – Herzogtum Bibracte
    6 – Königreich Dänemark
    7 – Holländischer Städtebund
    8 – Schweizer Eidgenossenschaft

    Im Jahre 1183 knüpften die deutschen Herrscher neue Kontakte mit Völkern, von denen man nie zuvor gehört hatte. Östlich von Kasachstan befand sich zum einen das Reich Sinkiang, später auch Xinjiang genannt. Das Land war ebenfalls muslimisch geprägt und ein von Uiguren und Han besiedeltes turkmenisches Gebiet. Reisende berichteten, das Land sei von dünn besiedelten Wüsten und Gebirgen geprägt, die es Eroberern in allen Jahrhunderten der Geschichte unmöglich gemacht hatten, die Uiguren zu beherrschen. Die Menschen im Khanat Sinkiang waren deshalb sehr stolz und griffen leicht zu den Waffen, wenn sie ihre Eigenständigkeit bedroht sahen – sei es von den Russen im Westen oder den Chinesen im Osten.



    Dass diese Region zu den politisch eher unruhigen gehörte, wurde wenig später im Jahre 1185 deutlich. Mit politischer Unterstützung des Khanats Sinkiang erklärten die Kasachen dem russischen Reich den Krieg. Beide Länder befürchteten, unter die Herrschaft des Zaren zu geraten, der um Einfluss sowohl in Polen, dem Kaukasus und den Gebieten des Urals rang. Vordergründig war der Mord an einen orthodoxen Bischof im Februar 1185 der Auslöser, es ging den Kasachen aber um mehr: Die Verteidigung ihrer Religion, Kultur und Sprache gegen die russische Dominanz.



    Das zweite unbekannte Volk, das um 1185 in den Blick der Deutschen geriet, war das der Inkas. Der in deutschen Diensten stehende Konquistador Francisco Pizarro landete 1187 an der nördlichen Küste des südamerikanischen Kontinents und stieß auf Kundschafter der Inkas.

    Das Reich der Inka verfolgte eine ausgefeilte Kolonialherrschaft zur Unterwerfung des Kontinentes. Dabei reichten dem aufstrebenden Reich oftmals militärische Drohungen, um andere Stämme zum Anschluss an ihre Administration zu bewegen. Bei Widerstand griffen sie zu gewaltsamer Unterwerfung, beließen die besiegten Völker aber in der Illusion von Autarkie und Selbstbestimmung. Verbunden mit einer planmäßig eingesetzten Propaganda verstanden es die Inka, ihr Einflussgebiet rasch zu vergrößern. Im Deutschen Reich wurden die Berichtes des Konquistador Pizarro staunend studiert, man hatte nicht mit einem so entwickelten Staatswesen bei den Einheimischen Amerikas gerechnet. Das System der Inka wurde im Deutschen Reich unter dem Begriff der Reziprozität bekannt.



    Diese soziologischen Debatten waren etwas für Waschlappen und Gelehrte, nicht aber für einen Francisco Pizarro. Wahlweise verwendeten die Eroberer Glasperlen und andere Geschenke, oder Folterknechte und andere Spießgesellen, um die Eingeborenen auf ihre Weise zur Kooperation zu bringen. Die Eingeborenen verrieten Pizarro von der sagenhaften Stadt El Dorado. Dort herrschten Könige, die seit Urzeiten bei ihrem Amtsantritt auf einem See den Göttern unglaubliche Mengen an Gold opferten. Sie selbst waren dabei von Kopf bis Fuß mit Gold bestäubt und warfen den kostbaren Schmuck von einem Boot aus in den See, um die Götter für die Zeit ihrer Herrschaft gewogen zu machen. Die Konquistadoren waren elektrisiert von El Dorado, das immer mehr zum Synonym einer komplett goldenen Stadt im unbekannten Dschungel des Amazonas wurde. Pizarro versklavte oder tötete mit seinen Söldnern alle, die ihm in die Hände fielen, um diese Stadt zu finden. Die Inka waren vom Morden, Brandschatzen und Schänden ihrer Leute nicht erfreut – das bedeutete wohl Krieg.

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    GUSTAV I. (1190 BIS 1226)

    Nach dem Tod und Beisetzung (in der Wiener Kapuzinergruft) des Kaisers Matthias I. im Jahre 1190 wurde der Habsburger Gustav von Bayern sein Nachfolger auf dem Thron. Auch er gelangte nie über den Schein von Herrschaft und Einfluss hinaus, Ansprüche und Fähigkeiten des nach langem Warten und Drängen zur Regierung gekommenen Fürsten entsprachen einander nicht. Gustav I. war ein Mann von beschränktem intellektuellem Horizont, vielleicht machte gerade das ihn zu einem geeigneten Kandidaten der Kaiserwahl.

    Die entscheidende Politik im Reich wurde längst von anderen betrieben. Da waren neben den Fürsten und Königen der Teilreiche die freien Städte, besonders die wohlhabenden Küstenstädte, die sich zu mächtigen Handelsbündnissen zusammenschlossen. Städte wie Hamburg und Amsterdam waren Teil der Hanse, die es sich im ausgehenden zwölften Jahrhundert zum Ziel machte, den neuen Kontinent endlich auszubeuten. Die bisherigen, von den Kaisern organisierten Kolonialisierungsversuche waren allesamt fehlgeschlagen, da die Truppen und Kolonlisten in Übersee zu gering an Zahl gewesen waren. Früher oder später hatten die einheimischen Völker die Eindringlinge allesamt weggefegt. Oder die Kolonisten hatten sich gegenseitig umgebracht. Dieses Mal kümmerten sich die finanzstarken Handelsstädte selber um die nötige Schlagkraft der Expedition. In einem ersten Schritt hatten sie sich in jahrelangen Verhandlungen über die Finanzierung zum Bau einer großen Überseeflotte und Armee geeinigt. Im Jahre 1192 wurde Einigung über den Bau einer Flotte erzielt, die ein Heer – groß genug für die Unterwerfung der amerikanischen Heiden - transportieren konnte. Die Gelegenheit dazu war zudem günstiger als in früheren Jahren: Europäische Soldaten und Kolonisten hatten im Laufe der Zeit Krankheiten in die neue Welt transportiert, die dort unbekannt gewesen waren. Pocken, Syphilis, ja auch die gewöhnliche Grippe, hatten bei den Einheimischen verheerende Auswirkungen, denn sie konnten den neuen Krankheiten absolut nichts entgegen setzen. Was die Waffen der Konquistadoren nicht auszurichten vermochten, erledigte die Pest: Ein großer Teil der Bevölkerung kam in den Seuchen ums Leben, ihre Reiche gerieten dadurch ins Taumeln.



    Oh, eines war dann doch noch im Jahre 1192 im Deutschen Reich. Bayern wurde von einer besonderen Art des Föhns heimgesucht. Man sah es als gerechte Bestrafung der Bayern für den schwachen Kaiser Gustav I. aus ihrem Land an…



    Das angebrochene neue Jahrhundert stand im Deutschen Reich wieder unter dem Zeichen des konfessionellen Streites. Der katholische Kaiser Gustav I. hatte in einer Beschwerde norddeutscher Katholiken zu entscheiden. Diese wurden seit Jahren bei der Ausübung frommer Prozessionen in den Städten gewaltsam von empörten Protestanten gestört. Zum Ostersonntag 1218 war es wegen Provokationen der Katholiken zu blutigen Straßenschlachten gekommen. Sie hatten darauf bestanden, mit religiösen Trachten und Fahnen durch protestantische Stadtgebiete zu marschieren. Die gewalttätige Reaktion der Protestanten war kalkuliert, denn nun konnten sich die Katholiken darüber offiziell beim Kaiser beschweren.

    Der hatte bereits einige Monate zuvor gewarnt, dass die Papsttreuen nicht an der Ausübung ihres Glaubens gehindert werden dürfen. So war es im Augsburger Religionsfrieden geregelt, der seit der Amtszeit von Kaiser Karl V. Bestand hatte. Nun drohte Gustav I. den Protestanten in Brandenburg und Sachsen mit der Verhängung der Reichsacht, der schärfsten Waffe des Kaisers. Die Katholiken feierten ihre Demütigung durch die Protestanten daher als Sieg, denn nun musste der Kaiser auf Jahr und Tag seine Drohung wahr machen.

    Und tatsächlich ordnete Gustav I. im Jahr darauf die Reichsacht an und beauftragte den bayerischen Herzog Maximilian mit der Vollstreckung in seinem Namen. Diese Wahl irritierte die protestantischen Fürsten im Reich, denn Maximilian war als glühender Katholik und überzeugter Gegner der Protestanten bekannt. Die Entscheidung des Kaisers sollte den Augsburger Frieden, der seit über hundert Jahren Bestand hatte, endgültig ins Wanken bringen.

    Die protestantischen Herrscher erhoben wütenden Protest gegen die Vorstellung, dass ausgerechnet der fanatische Maximilian die Rolle des Schiedsrichters erhalten sollte und drohten sogar mit Waffengewalt. Ungeachtet dessen traf der Bayer im Jahre 1219 in Brandenburg ein, um die Reichsacht gegen die unbotmäßigen Städte verlesen zu lassen. Von nun an sollte keiner der Stadtbewohner mehr rechtlichen Schutz für Leben und Eigentum genießen. Im Jahre 1220 versammelte Herzog Maximilian dann ein Heer vor Brandenburg, 6000 Mann Fußvolk, 500 Reiter und 15 Geschütze. Den Brandenburger war es nicht gelungen, eine Miliz zusammen zu stellen, sie mussten den Einmarsch ohne Widerstand dulden.

    Als Besatzer scherte sich Maximilian freilich nicht um die Religionsfreiheit, die er im Namen des Kaisers angeblich durchzusetzen hatte. In Brandenburg durften vielmehr nur noch katholische Messen gelesen werden, evangelischer Unterricht wurde verboten. Um die Städte in seinen Besitz zu bekommen, verlangte Maximilian von den protestantischen Bürgern Brandenburgs horrende Aufwandsentschädigungen für seine Besatzung. Da die Städte diese Summen nicht bezahlen konnten, holte sich Maximilian die Erlaubnis des Kaisers ein, die Städte als Pfand behalten zu dürfen.

    Die protestantischen Fürsten im Reich reagierten empört auf diese Vorgänge und schlossen sich - nach erfolglosen Revisionsverhandlungen mit dem Kaiser - zusammen zur „Union“, die bei zukünftigen Situationen dieser Art ein gemeinsames Heer aufstellen sollte. Den katholischen Gegnern sollte nicht erlaubt werden, die protestantischen Gebiete Stadt für Stadt einzeln zu übernehmen. Die Antwort der Katholiken ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Im Jahr 1224 gründete sich die „Liga“ mit Maximilian von Bayern als ihren Führer. Von nun an sollten sich zwei Blöcke gegenüber stehen, die um den Einfluss im Reich ringen.

    Der Skandal um eine Familienfehde zwischen den Habsburgern und einer griechischen Sippe nahm sich dagegen eher harmlos aus.




    MAXIMILIAN III. (1226 BIS 1260)

    Ein trüber Sommertag im Jahre 1230. Am Strand der schottischen Küste betrat ein Invasionsheer festen Boden. Es war das Heer des Papstes, der sich mit diesem Angriff auf die Bühne der Weltpolitik zurück zu bringen trachtete. Papst Sixtus II. war seit seiner Ernennung im Jahre 1216 davon beseelt, dem Papsttum wieder frühere Geltung zu verschaffen. In den vergangenen Jahren war er zu Europas reichstem Mann aufgestiegen und investierte sein Kapital nicht in Luxus und Müßiggang, sondern in Politik und Militär. Der Kirchenstaat konnte sich, anders als so manches andere europäische Reich, die Unterhaltung eines größeren Heeres aus Söldnern leisten.

    Waffentechnisch gesehen war die päpstliche Armee vorbildlich. Das Invasionsheer verfügte über schwere Eisengeschütze, die in Flandern hergestellte „verrückte Margarete“ war sechs Meter lang und wog 15 Tonnen. Die Leistungsfähigkeit der Feldgeschütze steigerte sich durch die Einführung eines schneller brennenden, groben Schießpulvers, das dem Geschoß höhere Rasanz verlieh. Durch Verbesserung der Gussverfahren und der Geschützrohre erhöhte sich die Treffergenauigkeit der Vorderladergeschütze. Eine neue Entwicklung waren die Mörser, ein Steilfeuergeschütz aus dem Deutschen Reich. Die Feuerwaffen waren noch nicht standardisiert, es gab alleine in der päpstlichen Armee sechzehn verschiedene Kaliber. Aber die Invasoren verfügten über die neuartige Muskete, eine Weiterentwicklung der Arkebuse. Die Muskete hatte eine größere Reichweite und Treffgenauigkeit, und die päpstlichen Modelle waren so leicht, dass man sie nicht mehr auf eine Gabelstütze legen musste. Ihre Feuergeschwindigkeit lag zudem über den bisherigen 40 Schuss pro Stunde.



    Den englischen König anzugreifen hatte der Papst nun doch nicht gewagt. Aber im Norden der Insel lag das rebellische Schottland, das sich rund 150 Jahre zuvor erfolgreich von der englischen Herrschaft losgesagt hatte. Die Schotten war tapfere und stolze Soldaten, doch sie verließen sich wie in früheren Zeiten auf den mannhaften Kampf mit Schwert und Lanze. Sixtus II. war entschlossen, den protestantischen Schotten zu zeigen, dass der katholische Kirchenstaat, den so viele schon totgesagt hatten, in jeder Hinsicht überlegen ist. Theologisch, politisch – und militärisch. Der Papst ließ in der entscheidenden Schlacht am 6. Juli 1230 vor Edinburgh seine Musketiere in breiter Linie antreten, geschützt durch Kavallerie und einigen Einheiten von Pikenträgern. Der Kampfwert der schottischen Infanterie erwies sich im Hagel der päpstlichen Bleikugeln als untauglich. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit durchbrachen die päpstlichen Schützen mit ihrem beständigen Feuer die schottische Aufstellung an drei Stellen und rollten die gegnerische Front in Flankenangriffen auf. Die Schotten verloren ihre Unabhängigkeit an den Kirchenstaat in York. Das Papsttum hatte – nicht nur durch die Gegenreformation, sondern auch militärisch - eindrucksvoll bewiesen, dass immer noch mit ihm zu rechnen war.

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    Beflügelt von diesem Erfolg nahm Papst Sixtus II. Kontakt zum deutschen Kaiser Maximilian III. auf. Maximilian hatte vier Jahre zuvor in einer kontroversen Wahl die Kaiserkrone erhalten, für die protestantischen Fürsten des Reiches war er ein rotes Tuch. Der Kaiser war bis zu seinem Amtsantritt Führer der katholischen Liga gewesen und hatte diese Funktion nur abgegeben, um genügend Stimmen in der Wahl der Kurfürsten zu erhalten. Dass Maximilian III. aber weiterhin ein fanatischer Katholik war, zeigte sich in seiner Regierung.

    Politisch knüpfte er enge Bande an den Vatikan und begrüßte die territoriale Vergrößerung des Kirchenstaates auf Kosten der protestantischen Schotten. Papst Sixtus II. unterstützte er mit dem Überlassen von deutschen Waffenbauern, die das päpstliche Militär in der Herstellung eigener Feuerwaffen und Geschütze unterweisen sollten. Damit sollten die katholischen Brüder unabhängiger vom Erwerb der unzuverlässigen Söldnertruppen werden und eine eigene Armee aufstellen können. Der Papst revanchierte sich bei Maximilian III. mit der Erneuerung des besonderen Status des deutschen Kaisers. Die vom Papst im Jahre 1235 angebotene Kaiserkrönung in York lehnte Maximilian III. jedoch ab. Das mittelalterliche Ritual wirkte inzwischen zu angestaubt, aber vor allem wollte der Kaiser seinen Titel nicht wieder von Gnaden des Papstes empfangen – so eng sollte die Bindung dann doch nicht sein.



    Der Fortschritt „Göttliches Recht“ darf wohl nicht als Entdeckung im herkömmlichen Sinn verstanden werden. Immerhin kann die Art der Monarchie, die sich durch den Bezug auf eine Gottheit legitimiert, bis in das Altertum zurückverfolgt werden. Der Pharao oder Sohn des Himmels, der ein göttliches Mandat ausübte, verfügten schon in der Frühzeit über die absolute Macht.

    Bei den Germanen und später den Deutschen setzte sich an Stelle der Erbmonarchie die Wahlmonarchie durch. Von den Häuptlingen aus dem Kreis der mächtigen Sippen rückten zwar öfters auch die Söhne nach, aber auch die wurden durch Ritual zum König erhoben. Das galt oft sogar nur für Zeiten des Krieges und anderer Krisen, in denen die Großen einen aus ihrer Mitte zum Heerführer ernannten. Erst mit der Christianisierung wurde der König in seiner Position privilegiert, denn die Allianz mit der organisierten Kirche machte ihn zum Herrscher von Gottes Gnaden. Im Deutschen Reich stand der König an der Spitze des Feudalsystems und verlor im Laufe der Jahrhunderte seine Macht an den so gebildeten feudalen Adel.

    Mit dem Entstehen moderner Staaten bildete sich im 13. Jahrhundert in Europa die absolute Monarchie neu. In dieser Form besaß der König dem Anspruch nach die alleinige Staatsgewalt. Gegen die Gewährung von Privilegien im Staats- und Militärwesen verlor der Adel seine Position im Feudalsystem. Der Monarch selbst unterstand den Gesetzen, die er erließ, nicht. Besonders in Frankreich übernahmen die Könige dieses absolute Herrschaftsverständnis, im Deutschen Reich dagegen lag die Macht hauptsächlich in den Händen der Kurfürsten und Städte.



    Das Zeitalter der Entdeckungen brachte dem Deutschen Reich neue Erkenntnisse über fremde Küsten und Kontinente, aber auch über fremde Völker und ihre Kulturen. Im fernen Süden, noch jenseits des Malinesischen Reiches, befand sich das Reich der Zulu. Ihr Herrscher Shaka hatte die Stämme Südafrikas erst kürzlich unter seiner harten Führung vereinigt, dabei half ihm die einigende Wirkung des im Land verbreiteten Islams. Die Zulu hielten die in Sippen organisierte Gesellschaft mit brutaler Härte zusammen. Shaka war entschlossen, die Rückständigkeit seines Reiches mit allen Mitteln zu beenden. Der modern gesinnte Herrscher hatte erkannt, dass sie sich sonst nicht gegen die Ausbeutung der überlegenen europäischen Mächte zur Wehr setzen konnten. Dementsprechend stellte sich die südafrikanische Politik aggressiv antieuropäisch dar.



    Auch das russische Reich zeigte durch die Fertigstellung der Zaristischen Kapelle, dass es zu den großen Mächten der Welt gehörte. Zar Peter I. hatte den Bau und die Gestaltung der Kapelle Jahre zuvor in Sankt Peterburg in Auftrag gegeben und finanziert. Michelangelo Buonarroti war ein begnadeter Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter aus Italien. Zar Peter lud ihn im Jahre 1230 nach Sankt Peterburg ein, um mit ihm über den gewaltigen Auftrag zu sprechen. Michelangelo verbrachte Jahre seines Lebens mit der malerischen Gestaltung des Innenraums der Kapelle. Die Deckenausmalung war der künstlerische Höhepunkt im Schaffen des Künstlers. Von 1241 bis 1250 schuf Michelangelo in der Zaristischen Kapelle das größte Fresko der Renaissance, welche die gesamte Fläche der Kapelle einnahm. Der russische Zar hatte eindrucksvoll bewiesen, dass auch der Hauptsitz der orthodoxen Kirche als ein Zentrum des Christentums anzusehen war.



    In der Zeit zwischen 1200 und 1400 begann auch die Entwicklung des akademischen Lehrkörpers im Deutschen Reich. Danach bildeten die ordentlichen Professoren als vollberechtigte Mitglieder der vier Fakultäten den akademischen Senat. Im Mittelalter und auch noch zu Zeiten von Kaiser Maximilian III. wurde die theologische Fakultät als die wichtigste angesehen. Im Verlauf der rasanten Entwicklung der Landesfürstentümer seit Beginn der Reformation wurden humanistische Werte formuliert und die Bindung zwischen Universitäten und Kirchen gelockert. Im 13. Jahrhundert entstanden weitere, zum Teil dezidiert evangelische (lutherische oder calvinistische) Universitäten. Viele dieser Hochschulen dienten den jeweiligen Landesherren dazu, selbst die Fachleute auszubilden, die sie für die Verwaltung ihrer Territorien benötigten.

    Die freien Städte und kleineren Landesfürsten richteten die so genannten akademischen Gymnasien ein, um ein Abwandern der gebildeten Jugend zu den Universitäten zu vermeiden. Während im protestantischen Norden die Universitäten im allmählichen Übergang Staatsanstalten mit einer gewissen Selbstständigkeit wurden, blieben die jesuitischen Universitäten dem mittelalterlichen Typus im Wesentlichen treu. An den deutschen Universitäten entwickelten sich ab etwa 1250 neue Landsmannschaften. Die Wahl junger, studierender Fürsten zum Rektor wurde reine Formsache, da die eigentliche Verwaltung durch Professoren im Amt eines Prorektors geführt wurde.

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    RUDOLF III. (1260 BIS 1297)

    Auch der im Amt des Kaisers nachfolgende Habsburger Rudolf III. behielt die katholische Politik seines Vorgängers Maximilian III. bei. Rudolf III. war der zweitgeborene Sohn des alten Kaisers gewesen, sein älterer Bruder Ferdinand war jedoch 1244 von einem hessischen Grafen aus Eifersucht ermordet worden. Rudolf III. hatte bereits 1250 den Vorsitz der katholischen Liga von seinem Vater übernommen, verfolgte als Kaiser aber eine weniger kompromisslose Konfessionspolitik als dieser. Die Hoffnungen der Protestanten in den neuen Herrscher sollten sich innerhalb weniger Jahre aber in blanke Enttäuschung und Ablehnung wandeln.

    Das deutete sich bereits 1262 an, als sich Rudolf III. außenpolitisch am Vatikan und das streng katholische Spanien orientierte. Im Vertrag von Sevilla sollte es nach offizieller Darstellung lediglich um eine Intensivierung der Handelsbeziehungen gehen, tatsächlich öffnete Rudolf III. aber die Reichskirche den katholischen Jesuiten und Dominikanern.



    Im Jahre 1264 erhielt der Hof des Kaisers Kunde von der Expedition, die Maximilian III. noch zu Lebzeiten in den fernen Osten geschickt hatte. Nach der Knüpfung von Kontakten zu Kasachstan, Sinkiang und der Mongolei traf nun die Nachricht von der Mandschurei ein. Die Mandschu stammten von den Jurchen ab, die im Mittelalter den Nordosten Chinas erobert hatten. Das Volk war ländlich geprägt und ernährte sich durch Jagen und Fischen, Landwirtschaft war weniger angesehen. Der aktuelle Herrscher der Mandschu war König Nurhaci, der eine Militärregierung im Land etabliert hatte. Die deutschen Reisenden bemerkten recht schnell, dass dieses Gebiet der Erde von starken Rivalitäten beherrscht wurde. Mandschuren und Mongolen fochten gegeneinander um ihre Grenzen, gemeinsam einte sie die Furcht vor chinesischer Assimilierung. Die Mandschuren unternahmen seit einigen Jahren sogar Kriegszüge weit in chinesisches Gebiet hinein. Rudolf III. ordnete an, dass die Expedition als nächstes Kontakt zum legendären chinesischen Kaiser aufnehmen sollte. Aus den Berichten der anderen fernöstlichen Reiche war bereits erkennbar, dass das Kaiserreich China die bestimmende politische Macht in Asien war.



    Nach dem Schaffen enger Verbindungen zum Papsttum und Spanien widmete sich Rudolf III. dem polnischen Reich, dass in all den Jahren seit der Reformation ebenfalls treu zum Katholizismus gehalten hatte. Das Ziel der kaiserlichen Politik war klar erkennbar, die Schaffung eines internationalen katholischen Blocks. Rudolf III. nahm die arrangierte Hochzeit zwischen seiner Habsburger Nichte Adelheid und dem polnischen Prinzen Mieszko zum Anlass, mit dem polnischen König eng in Fragen der Kirchenpolitik zusammen zu arbeiten. Während im Deutschen Reich die Pflege evangelischer Kirchengemeinden und Universitäten alleinige Sache der Landesherren blieb, unterstützte der Kaiser nach Kräften katholische Einrichtungen mit den Steuergeldern, die auch aus den protestantischen Städten erhoben worden waren.



    Im Jahre 1270 wandte sich die deutsch-evangelische Union Hilfe suchend an protestantische Brüder im Ausland. Die Situation der reformierten Kirche im Deutschen Reich war durch die kaiserliche Politik inzwischen angespannt, die katholische Liga übernahm seit Jahrzehnten nach und nach die Kontrolle über eigentlich evangelische Gebiete und unterdrückte die Konfession ihrer Bewohner. Längst schon stand der Augsburger Religionsfrieden nur noch auf dem Papier.

    Die traditionell katholischen deutschen Kaiser hatten seit 1220 die Gegenreformation im Reich nach Kräften gefördert. Zunächst, um eine Wiedervereinigung der Konfessionen zu erreichen, später hatte der Kaiser seine überkonfessionelle Rolle immer mehr der Parteilichkeit zugunsten der Katholiken geopfert. Die Unterdrückung der Protestanten im Reich fand Applaus beim Papst, in Spanien und Polen, stieß aber auf Kritik bei den protestantischen Reichen im Norden Europas.

    Der Hilferuf der deutschen Union stieß auf Verständnis beim König von England und beim König von Schweden. In der Konferenz von Oslo verständigten sich die protestantischen Länder trotz ihrer sonstigen Uneinigkeit auf ein zukünftig einiges Vorgehen. Dem englischen König, der seit dem Mittelalter ein traditionell gutes Verhältnis zum Kaiser hatte, oblag nach der Konferenz im Juni 1272 die Aufgabe, Rudolf III. vor den Folgen seiner parteilichen Religionspolitik zu warnen. Der schwelende Konfessionsstreit im Deutschen Reich bestand eigentlich schon seit 180 Jahren, aber jetzt wurde er durch die Internationalisierung erst richtig gefährlich für die politische Einheit des Heiligen Christlichen Reiches Deutscher Nation.



    Dass der deutsche Kaiser nicht gewillt war, die Warnungen von Außen wahrzunehmen, zeigte sich im Jahr darauf. Nach dem Tod von Sixtus III. stand die Wahl eines Nachfolgers im Apostolischen Palast an. England und Schweden hatten sich ebenso wie Russland und Griechenland (die ja ihren eigenen Patriarchen als Kirchenoberhaupt hatten) aus der Wahl herausgehalten.

    Mehrere katholische Mächte lehnten die Wahl des Favoriten im Vatikan ab, weil dieser als Hardliner bekannt war. Der französische König brachte stattdessen einen eigenen Gegenkandidaten in Stellung, der mit seiner eher moderaten Haltung sicherstellen sollte, dass der Dialog zu den Protestanten in Europa nicht abriss. Die Sorge vor einem großen europäischen Religionskrieg machte sich inzwischen bei vielen Mächtigen breit, aber Kaiser Rudolf III. gab mit den Stimmen der deutschen Kardinäle im Kollegium den Ausschlag zugunsten des Kandidaten der päpstlichen Kurie. Für die moderaten Flügel beider Konfessionen war die Papstwahl eine Niederlage, denn nun gewannen auf beiden Seiten endgültig die Scharfmacher die Oberhand.

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    Der amerikanische Kontinent war zehntausende von Jahren, bevor die Europäer ihn entdeckten, von Völkerstämmen über die in der Eiszeit begehbaren Beringstraße zwischen Asien und Alaska besiedelt worden. Zur Zeit von Christoph Kolumbus dürfte die Bevölkerung Amerikas bei 50 Millionen Menschen gelegen haben, einige Forscher gehen sogar von einer weit höheren Zahl aus. Amerika war also keineswegs spärlich besiedelt oder gar unbewohnt, wie es aus heutiger Sicht manchmal scheint.

    Die deutschen Konquistadoren waren an den Küsten Yucatáns als erstes auf die mittelamerikanischen Kulturen der Maya und der Azteken gestoßen. Beide Königreiche – jeweils unter Führung von Priestern, Adeligen und einem absoluten Herrscher, dem Sohn des Sonnengottes - hatten die anderen Völkerschaften in ihrer Umgebung unterworfen und tributpflichtig gemacht. Während die Maya allerdings als Zivilisation bereits im Abstieg begriffen waren, stellten die Azteken eine aufstrebende Macht der Zukunft dar.

    Trotz ihrer teils primitiven Technik – die beiden Zivilisationen kannten nicht das Rad, Pferde waren in Amerika unbekannt, Waffen wurden aus Holz, Stein und Obsidian gefertigt – waren sie kulturell, gesellschaftlich und geistig fortgeschritten. Lange vor den Europäern hatten die Maya den abstrakten Wert der Null für die Mathematik erkannt. Sie hatten eine Hieroglyphenschrift mit über 4.000 verschiedenen Schriftzeichen entwickelt, perfektionierten die Kalenderwissenschaft wie kein anderes Volk und errechneten bis zu Millionen von Jahren zurückliegende fiktive Daten. Ihr Vermächtnis sollte später ein banaler Kinofilm über das Ende ihres Kalenders im Jahre 2012 sein. Das Volk der Maya war in den vergangenen Jahrhunderten geschwächt worden: Ausgelaugte Böden, durch die Priesterkaste überforderte Menschen, Revolten gegen rein astrologisch interessierte Gottkönige, Kriege zwischen den mesoamerikanischen Reichen und nicht zuletzt die von den Europäern eingeschleppten Krankheiten brachten die Theokratie der Maya an den Rand des Zusammenbruchs. Dem Aufstieg der Azteken westlich schien hingegen keine Grenze gesetzt, bis 1275 der deutsche Konquistador Hermann Korth mit seiner Armee vor Yucatán erschien.



    Nach den früheren erfolglosen Versuchen der Kolonialisierung, die noch die Kaiser selbst finanzieren ließen, hatten sich in dieser Angelegenheit die bedeutenden Handelsstädte des Reiches zusammengeschlossen. Städte wie Amsterdam, Hamburg, Lübeck und weitere bildeten die wirtschaftliche Interessengemeinschaft „Atlantische Handelsgesellschaft“ (AHG). Hinter diesem unscheinbaren und etwas sperrigen Namen verbarg sich eine einflussreiche und schlagkräftige Organisation. Die AHG verfügte über gewaltige Finanzmittel, wie sie dem Kaiser bei weitem nicht zur Verfügung standen und hatte über Jahre hinweg den Bau einer Handels- und Kriegsflotte betrieben. In den Küstenstädten hatten die AHG zahlreiche Söldner und Abenteurer unter Vertrag genommen, die ihr Glück in der Neuen Welt zu finden versuchten. Unter Führung des Konquistador Hermann Korth brach mit sage und schreibe 6.000 Soldaten auf, um den amerikanischen Kontinent endlich zu unterwerfen und auszubeuten. Neben Landsknechten und Musketenschützen befahl Korth über einige hundert schwere Reiter und verfügte über 15 Geschütze, das war der bisher ehrgeizigste Versuch der Eroberung der Neuen Welt. Am 15. Juni 1275 landete die deutsche Armee zugleich an der West- und der Ostküste der Halbinsel Yucatán und schloss zügig die im Norden gelegene Stadt Mayapan vom restlichen Reich der Maya ab.



    Versorgt wurden die Männer von der Basis, die Korth im Jahr zuvor an der kubanischen Küste hatte errichten lassen. Korth hatte seine Flotte aufgeteilt, um die Halbinsel blitzartig vom übrigen Maya-Reich abzuschneiden und die Kräfte der Maya zu zerschneiden. Es gelang seinen Männern, schon kurz nach der Landung und der Inbesitznahme der Straßen einen Deutschen aus den Händen der Maya zu befreien. Der Mann war acht Jahre zuvor an der Küste gestrandet und hatte bei den Maya als Sklave gelebt und ihre Sprache erlernt. Die Soldaten befestigten ihre Stellungen und sicherten Trinkwasservorkommen für sich. Aus dieser gesicherten Position heraus ging Korth daran, mit den unzufriedenen Stämmen innerhalb des Mayareiches Kontakte zu knüpfen und einheimische Hilfstruppen für seinen Feldzug zu rekrutieren. Dazu brauchte Korth noch nicht einmal in jedem Fall zu Zwangsmaßnahmen greifen, viele Einheimische waren der Herrschaft der Priester leid und bereit, mit den Fremden zu kooperieren. Die Versprechungen, die Korth den verbündeten Mayatruppen gab – den Teil der Beute, Autonomie und eigene Herrschaftsbereiche – hielt er später natürlich nicht ein. Korth schwebte viel mehr vor: Die Errichtung einer selbständigen Kolonie unter seiner Statthalterschaft.

    Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, ließ Korth 1280 den Hafen auf Kuba abreißen und konzentrierte alle Kräfte auf den Angriff auf Mayapan.



    Kaiser Rudolf III. hatte die Jahre seiner Amtszeit hauptsächlich in seiner weitläufigen Residenz in Wien verbracht. Sein Hofstaat organisierte großartige Jagdgesellschaften und Feste, bei denen die wesentlichen politischen Händel geschlossen wurden. Sie ersetzten inzwischen die Anwesenheit des Kaisers bei den Reichstagen, wo sich Rudolf III. nur vertreten ließ. Im Sommer 1282 war in Wien noch mit einem rauschenden Fest die Verlobung einer Habsburgerin mit dem Sohn des russischen Zaren gefeiert worden, die Hochzeit selbst fand im Jahr darauf in Sankt Petersburg statt.

    Im Jahre 1285 forderte der russische Zar vom deutschen Kaiser nun die Verpflichtungen aus dieser Ehe ein: Den Schulterschluss des Deutschen Reiches an Russland beim Krieg gegen die islamischen Kasachen, die ständig die russischen Interessen im Gebiet der Wolga bedrohten. Rudolf III. erfüllte die Erwartungen und trat dem Krieg gegen das kasachische Reich bei, obwohl er gar nicht die Ressourcen besaß, um sich aktiv in diesen Konflikt einzuschalten. Nach über zwanzig Jahren berief Rudolf III. deshalb einen Reichstag in Augsburg, um dort für den Krieg gegen Kasachstan, den er mit dem gegen die Türkei gleichzusetzen versuchte, zu werben.

    Die Fürsten und Städte des Reiches waren an diesem Engagement nicht interessiert. Innerhalb des Reiches schwelte bedrohlich der Konfessionsstreit, die Städte hatten ihre Kräfte in die Eroberungen in Amerika gesteckt. Es versprach dagegen keine Beute, gegen die Kasachen zu Felde zu ziehen. Es blieb also bei einer rein diplomatischen Unterstützung Russlands in diesem Krieg.




    Musik zur Krieg der Konquistadoren hier abspielen:



    Im Jahre 1288 hatte Hermann Korth die meisten Gebiete der Halbinsel Yucatán unter seine Kontrolle gebracht, es fehlte nur noch die Eroberung der Metropole Mayapan im Norden. Die Stadt war bereits vollständig von seinen Männern und den Hilfstruppen eingeschlossen worden. Nachdem die Geschütze der Deutschen die Mauern der Stadt mehrere Tage unter Beschuss genommen hatten, befahl Korth der einheimischen leichten Infanterie, in die Breschen vorzustoßen. Nach mehreren Stunden des Nahkampfes mussten sich die Angreifer nach schweren Verlusten zurückziehen, sie hatten die Verteidiger der Stadt aber im Kampf erschöpft. Nun ließ Korth seine eigentlichen Truppen aufmarschieren, seine Musketenschützen. Flankiert von den Landsknechten, die in der tief gestaffelten Formation Tercio die Schützen deckten, rückten die Musketiere in die Stadt ein. Die erschöpften und durch die Feuerwaffen verstörten Maya versuchten mehrere Gegenangriffe, die aber im Kugelhagel der Deutschen abgewiesen wurden.

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    Geändert von Mark (30. März 2010 um 22:14 Uhr)
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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