Heute wird Günter Grass 80 Jahre alt.
Ich hab ihn nie wirklich gemocht. Die Blechtrommel fand ich eher verstörend, Katz und Maus sogar unlesbar. (Ist aber auch schon länger her. Für manche Bücher braucht man wohl doch ein gewisses Alter.)
Aber Grass ist ja mehr als nur ein Schriftsteller, sondern auch Bildhauer, Maler und v.a. Moralapostel. Wobei genau sein Moralisieren mir schon auf den Docht ging, noch ehe herauskam, dass er bei der Waffen-SS war. Als Vollkünstler und Bürgersohn finde ich auch seine Affinität zu den einfachen Leuten nicht authentisch. Ich nehm ihm das einfach nicht ab.
Egal. Ein kluger Kopf isser trotzdem, der Günter. In einem Zeitungsinterview rechnet er - suprise, surprise - mit einigen Leuten ab: Stoiber und Lafontaine unterscheide gar nichts; beide fischten am rechten Rand. Noch bemerkenswerter (wenn auch nicht neu) ist seine Abneigung gegen Adenauer, den er als katholischen Separatisten beschimpft, der die Teilung Deutschlands maßgeblich mitzuverantworten hat. Gelacht schließlich habe ich über seine Antwort auf die Frage, was er jungen Leuten heute rate: "Bloß nicht Germanistik studieren."
In diesem Sinne, alles Gute, Günter Grass.