Herkunft:
Ursprünglich wurden die Schwursteine vor allem bei Handelsgeschäften verwendet und hatten eine ähnliche Bedeutung wie Schuldscheine.
Hatte ein Käufer nicht genügend Geld oder Waren um bezahlen zu können erhielt der Verkäufer einen Schwurstein mit dem sich der Käufer verpflichtete den Kaufpreis noch zu begleichen.
Daneben wurden sie aber auch eingesetzt um Verträge zu besiegeln. Zum Beispiel wurden zwei Schwursteine ausgetauscht, wenn ein Lehrling eine Lehre begann. Der Lehrling verpflichtete sich dabei, den Anordnungen seines Lehrmeisters Folge zu leisten und der Meister wiederum seinen Lehrling gut zu behandeln und ihm alles notwendige Wissen zu vermitteln.
Nicht selten aber wurden auch dann eingesetzt, wenn jemand einen Schwur abgab. Letztlich erhielten die Steine auch daher ihren Namen. Vielleicht einfach, weil es einen besseren Klang hatte wie „Zahlstein“.
Später wurden Schwursteine immer mehr eingesetzt, wenn es darum ging sich einem Lehnsherrn zu verpflichten. Dabei war es unerheblich, ob nun ein einfacher Bauer sich zu seinem Frondienst verpflichtete oder aber ein General eine Armee für einen Herrscher zu führen hatte oder auch ein Adliger von einem König ein Lehen erhielt.
Es war also durchaus möglich, dass ein Landesherr mehrere tausend Steine im Archiv von seinen ihm verpflichteten Untertanen hatte!
Aussehen:
Schwursteine waren anfangs einfache Kieselsteine. Gewählt wurden zumeist sehr flache Steine, mit einem Durchmesser von fünf bis zwanzig Zentimeter.
Da sie jedoch zeitweilig allgemein als Zahlungsmittel verwendet wurden benutze man bald nur makellose schwarze Steine. Allerdings war nie der Stein entscheidend für den Wert, sondern immer nur die damit verbundene Abmachung.
Möglich war dieses System nur, weil die Thereshi dem gesprochenen Wort einen extrem hohen Stellenwert beimaßen und –messen.
Umgang:
Bei einfachen Geschäften wurde nur dem Gläubiger ein Stein gegeben und dabei erklärt, wozu sich der Schuldner verpflichtete. Zum Beispiel: Ich, Nahn von Osthena erkläre mit diesem Stein meine Schuld für den Kauf der Sau mit dem Schleifen aller Gerätschaften für drei Jahre zu bezahlen.
Dabei kam es weniger auf die Genauigkeit an mit der etwas gesagt wurde, sondern darauf, dass beide verstanden hatten was der Schwurstein wert war. So konnte der Bauer zum Beispiel den Stein auch weitergeben und dann hätte der Käufer beim neuen Besitzer die Messer etc. schleifen müssen (klar, dass dann umgerechnet worden wäre, ob dann drei Jahre noch den gleichen Gegenwert darstellen würden).
Insgesamt ein kompliziertes System, dass auch dann von Geld abgelöst wurde.
Das galt aber nur für einfache Geschäfte. Verpflichtungen gegenüber Höhergestellten oder wichtige Geschäfte wurden weiterhin mit Schwursteinen besiegelt.
Bei größeren Geschäften (Verkauf eines Gehöftes) wurden oft die Namen der Handelnden in den Stein geritzt oder sogar Vertragsteile mit verewigt.
Eine andere Dimension hatten noch die Schwursteine bei der Vergabe von Lehen und wichtigen Ämtern.
Dort wurden die Texte im Wesentlichen auf die Steine übertragen. Außerdem erhielten beide Parteien einen Stein mit dem identischen Inhalt.
In solchen Fällen wurde auch oft der Stein mit Blut der Vertragspartner getränkt um die Wichtigkeit noch einmal zu betonen.
Entwicklung:
Da die Thereshi grundsätzlich für das was man „Magie“ nennen könnte empfänglich sind wurden auch die Steine durch ihre Handhabung mit einem bestimmten Grad an Magie „geladen“. Dies geschah – zumindest sehr lange Zeit – unabsichtlich und unwissentlich!
Jedes Mal wenn über einem Stein die Vertragsworte in der den Lebanii üblichen Ersthaftigkeit gesprochen wurden übertrug sich (ähnlich wie bei einem Zauberspruch) ein Teil der den Worten innewohnenden Kraft auf den jeweiligen Stein. Umso komplexer der Text war, umso mehr lud sich der Stein auch auf. Außerdem potenzierte die Blutzeremonie bei wichtigen Verträgen die Wirkung noch.
Bei einfachen Steinen, die nur selten (oder bei manchen, die nur einmal) benutzt wurden hatte dies keine Konsequenz.
Aber es war üblich manche Verträge immer wieder mit dem gleichen Stein abzuschließen. Zum Beispiel wurden Lehen oft über Generationen hinweg immer mit dem gleichen Steinpaar geschlossen (hier wurde dann sogar bewusst „Magie“ verwendet um den Text wieder anpassen zu können (schließlich hießen nicht mehrere Lehnsherren und –nehmer hintereinander gleich und auch die Vertragsbedingungen konnten sich ändern)). Auch Bauern verpflichteten sich oft über Generationen hinweg auf denselben „Familienstein“ bei ihrem Herrn.
Folgen:
Die Schwursteine wurden zu mehr als nur verpflichtende Vertragstexte. Durch den hohen Stellenwert des gesprochenen Wortes und der magischen Verbindung mit den Steinen wurde auch der Schuldner an die Steine „gebunden“.
Diese Bindung war meist sehr schwach, führte aber zum Beispiel dazu, dass ein Gläubiger mit dem entsprechenden Stein seinen Schuldner finden konnte. War die Bindung stärker war es auch möglich durch das Zerstören des Steins dem Schuldner Schaden zuzufügen.